06 - Denn keiner ist ohne Schuld by Elizabeth George

06 - Denn keiner ist ohne Schuld by Elizabeth George

Autor:Elizabeth George
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-16T18:58:39+00:00


Regel Nummer eins: Man vertraue seiner Intuition.

Regel Nummer zwei: Man untermaure sie mit Fakten.

Regel Nummer drei: Man nehme eine Verhaftung vor.

Regel Nummer vier hatte etwas damit zu tun, wo ein Polizeibeamter sich Erleichterung verschaffen sollte, nachdem er zur Feier eines abgeschlossenen Falles vier Liter Bier in sich hineingekippt hatte, und Regel Nummer fünf bezog sich ausschließlich auf jene Unternehmung, die als Form der Feier empfohlen wurde, wenn es gelungen war, den Schuldigen der Gerechtigkeit zuzuführen. Inspector Angus Mac-Pherson hatte diese Regeln, auf grelles pinkfarbenes Papier gedruckt und mit passenden Illustrationen versehen, eines Tages bei einer Teambesprechung in New Scotland Yard verteilt, und wenn auch Regel Nummer vier und fünf mit Gelächter und zotigen Bemerkungen aufgenommen worden waren, so hatte es Lynley doch für wert befunden, sich die ersten drei in einem müßigen Augenblick, während er am Telefon wartete, auszuschneiden. Er benutzte sie als Lesezeichen und betrachtete sie als Ergänzung zu den Judge's Rules, den Verfahrensregeln bezüglich der Zulässigkeit der Aussage eines Angeklagten als Beweismittel.

Die Vermutung, daß Maggie in den Geschehnissen um Robin Sages Tod eine zentrale Rolle spielte, hatte ihn in die höhere Schule nach Clitheroe geführt. Nichts, was sie während ihres Gesprächs gesagt hatte, hatte an seiner Überzeugung etwas geändert.

Ein einsamer Mann mittleren Alters und ein junges Mädchen an der Schwelle zum Frausein, das war eine brisante Kombination, mochte auch der Mann allem Anschein nach noch so rechtschaffen sein, das Mädchen noch so naiv. Lynley wußte, daß es ihn überhaupt nicht wundern würde, wenn sich bei näherer Betrachtung der Hintergründe von Robin Sages Tod die Geschichte der Verführung eines Kindes zeigen würde. Es wäre nicht das erste Mal, daß Mißbrauch mit Freundschaft und frommem Getue bemäntelt wurde. Und gewiß auch nicht das letzte Mal. Eben daß man sich hier an einem Kind vergehen konnte, war Teil der heimtückischen Verlockung. Und da in diesem Fall das Kind ja bereits intime sexuelle Beziehungen unterhielt, hatte der Mann die Schuldgefühle, die ihn sonst vielleicht an der Tat gehindert hätten, leicht ignorieren können.

Maggie suchte Freundschaft und Anerkennung. Sie sehnte sich nach Wärme und Kontakt. Gab es für einen Mann ein besseres Angebot, seine körperliche Begierde zu stillen? Es mußte Robin Sage nicht unbedingt um Macht gegangen sein. Es mußte auch nicht zwangsläufig ein Beweis seiner Unfähigkeit gewesen sein, eine normale Erwachsenenbeziehung einzugehen. Es konnte schlicht und einfach menschliche Schwäche angesichts der Versuchung gewesen sein.

Er hatte sie zum Abschied immer umarmt, hatte Maggie erzählt. Sie war ein Kind, dem seine Umarmungen gutgetan hatten. Daß sie tatsächlich in mancher Hinsicht längst über das Kindesalter hinaus war, hatte der Pfarrer vielleicht zu seiner eigenen Überraschung entdeckt.

Und weiter, fragte sich Lynley. Sinnliche Erregung, die Sage nicht bezwingen konnte oder wollte? Die kribbelnde Verlockung, Kleider abzustreifen, um bloßes Fleisch zu sehen? Heißes Blut, das keinen vernünftigen Gedanken mehr zuließ und zum Handeln trieb? Und diese hinterlistige Stimme, die flüsterte: Was macht es denn schon aus, sie tut's ja sowieso schon, sie ist keine kleine Unschuld, es ist schließlich nicht so, als würdest du eine Jungfrau verführen, wenn es



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